Narrenzunft Frohsinn 1853 e. V.

Narrenblatt

“Was oft der Weisheit nicht gelingt – Die Narrheit ohne Müh´ vollbringt”.

Wie viele Narrenzünfte hat auch die Narrenzunft Frohsinn eine Narrenblatt. Hier gibt es einmal im Jahr, immer am schmutzigä Dunnschtig, eine Ausgabe, welche auf den Straßen verkauft wird. Ein kleines Team schafft es immer wieder geheimste Ereignisse und lustige Gegebenheiten heraus zu bekommen und gekonnt, mit Witz, Humor und schönen Karikaturen in Szene zu setzen. Immer nach dem Motto: Jedem zur Freud, und niemanden zu leid. Während der eine nicht so begeistert ist, im Narrenblatt zu erscheinen, sind die meisten recht stolz, da es nicht jeder in das Narrenblatt schafft.

2024 hat das Narrenblatt sein 150 Jähriges Jubiläum gefeiert und ist somit das älteste Narrenblatt in Deutschland

Geschichte des Donaueschinger Narrenblattes

Das erste Narrenblatt der Narrenzunft Frohsinn erschien im Jahre 1874 und wurde in der damaligen Druckerei Willibald gedruckt.

Das Original der Nummer 1 von 1874 ist nicht im Archiv der Narrenzunft Frohsinn vorhanden, wohl aber im Fürstlich Fürstenbergischen Archiv und Dr. Martin überließ der Narrenzunft die digitalen Daten über dieses im Zuge der Narrenblatt-Recherche.

Das zweite Narrenblatt 1875 kostete 35 Pfennig, hatte 4 Seiten und ein Bildblatt.

Im Jahr 1896 gab es sogar zwei Narrenblätter, nämlich das Donaueschingen Narrenblatt und das Narrenblatt des Turnvereins.

Eine besondere, sich im Familienbesitz der Familie Covella befindliche Narrenzeitung von 1898 belegt, dass es darin sogar eine illustrierte Beilage zum Donaueschinger Narrenblatt gegeben hatte. Diese wurde bei den Narrenblatt-Druckern Gebr. Simon im Steindruck-Verfahren gefertigt, das nur geringe Auflagenzahlen erlaubte und das äußert selten angewandt und bisher sogar unbekannt in Donaueschingen war.

Im Jahre 1900 liegt das vorläufig letzte Narrenblatt vor, denn in den Jahren 1901- 1921 sind wegen der Weltwirtschaftskrise und dem 1. Weltkrieg keine Narrenblätter erschienen.

Dafür erschienen im Jahre 1923 gleich drei Narrenblätter, nämlich das Donaueschinger Narrenblatt „Die Blau-Gelb-Grüne-Zipfelmütze“, die Neue Donaueschinger Zeitung „Intelligenzblatt für Wahrheit und Dichtung“, sowie als drittes das „Intelligenzblatt für das Gesinde vom Schützen“.

Das Jahr 1925 ist für das Narrenblatt ein ganz wichtiges Jahr, denn ab dort übernahm die Narrenzunft Frohsinn die Redaktion und somit die verantwortliche Leitung. Wegen zu viel Stoffandrangs erschienen gleich zwei Narrenblätter, nämlich eine Schmotzige-Dunnschtig-Ausgabe und eine Samstagsausgabe.

Auch in den Folgejahren gab es immer zwei Ausgaben des Narrenblattes mit dem Titel „Erste und letzte Ausgabe“, sowie „Zweite und allerletzte Ausgabe“.

In den Narrenzeitungen von 1929 gab es auch erstmals Artikel mit Bildern, bei denen die Köpfe nicht gezeichnet wurden, sondern Fotos der jeweiligen Personen eingesetzt wurden.

Ein Hinweis zum Schmunzeln findet sich in der Beilage des Narrenblattes im Jahr 1931:

Trinkt Fürstenberg-Bier – Die Brauerei braucht leere Fässer

Das wiederum vorläufig letzte Blatt erschien im Jahre 1939. Auffallend darin ist, dass keinerlei Hinweise auf bevorstehende Kriegsaktivitäten zu lesen sind. Im September dieses Jahres brach dann der 2. Weltkrieg aus und es erschienen deshalb, und wegen der Untersagung der französischen Besatzungsmächte, erst ab 1949 wieder Narrenblätter. Zwischenzeitlich war der Preis auf 1,- Mark angestiegen.

Wie in den Weltkriegsjahren ist auch im Jahre 1991 wegen des 2. Golfkrieges kein Narrenblatt erschienen.

Tatsächlich war aber das Narrenblatt-Team während der Corona-Pandemie unter erschwerten Bedingungen fleißig und hat auch in den Jahren 2020 bis 2023 ein Narrenblatt herausgegeben.

Logo des Narrenblattes

1968 startete die Narrenzunft Frohsinn über das Narrenblatt einen Wettbewerb zur Neugestaltung des Narrenblattkopfes. Ab 1970 präsentierte sich dann das Narrenblatt nach einem Entwurf von Josef Weiler mit einem moderneren Logo auf der Titelseite. Bis heute gab es jedoch noch 12 Logo-Wechsel, jedoch hielt sich der Entwurf von 1882 bis 1969 fast 90 Jahre lang.

2002 erscheint das Narrenblatt nach heftigen Diskussionen über die Mehrkosten in farbigem Druck. Susanne Seidel-Buri hat aber damals einen so tollen farbigen Logo-Entwurf gestaltet, dass dem Farbdruck letztendlich zugestimmt wurde.

Eine weitere Neuerung gab es im Jahre 2020: Ab dort werden die Ausgaben digitalisiert.

Die Drucker des Narrenblattes

Über 90 Jahre wurde das Narrenblatt im Buchdruck hergestellt mit einzelnen Buchstaben aus dem Setzkasten. Erst Ende der 1960-er Jahre besaß die Druckerei Kratzer eine eigene Zeilen-Gießmaschine „Linotype“ zur maschinellen Satzherstellung. Drucker Kurt Bolli, der rekordverdächtig von 1949 bis 2022, beginnend als Lehrling bei der Druckerei Köhl das Narrenblatt gedruckt hat, stellte anfangs der 1970-er Jahr auf Offsetdruck um und ermöglichte damit den Farbdruck der heutigen Titelseite und die Wiedergabe von mehr Illustrationen.

Insgesamt sind bis dato in 150 Jahren nur 7 Donaueschinger Druckereien an der Herstellung beteiligt gewesen. Interessant ist auch, dass auf einem Programmzettel verzeichnet ist, dass auch die Druckerei Anton Meder 1903 das Steindruckverfahren angewendet hat, was bisher kaum bekannt war.

Die Druckereien des Donaueschinger Narrenblattes über 150 Jahre sind:

1874-1894     Albert Willibald´sche Hofdruckerei, beginnend mit der Ausgabe 1
1895-1900     Gebr. Simon. Sie druckten die Illustrationen im Steindruckverfahren was eine

                Sensation zur damaligen Zeit war

1901-1921     kein Narrenblatt erschienen
1926               Schwarzwald-Druckerei Leimgruber
1922-1939      Buchdruckerei Anton Meder (Narrenvater)
1949-1956     Druckerei Fritz Köhl
1957-1971     Druckerei Arthur Kratzer
1972-2022     Donau-Post-Druckerei Kurt Bolli
2023-heute    Druckerei Christof Herrmann (ehemals Druckerei Köhl)

Aufbau und Inhalt des Narrenblattes

Bis zum heutigen Tage verzichtet das Team-Narrenblatt auf Werbung in der Narrenzeitung, um sich zu finanzieren.

Der Leitartikel ergibt sich meist aus politischen, strukturellen und närrischen Begebenheiten und Handlungen der Stadt Donaueschingen und ist mit einer Zeichnung von Susanne Seidel-Buri und dem Logo als Titelblatt der Aufmacher der Narrenzeitung.

Auf Seite 2 folgt das Zwiegespräch zwischen den Tratschweibern Bärbili und Märbili. Tatsächlich erschienen die beiden erstmals im Narrenblatt von 1932, allerdings hießen sie da noch Käte und Elis, ein Jahr später dann trugen sie den heutigen Namen. Seit 2011 übernehmen Petra Höfler und Lucia Fricker diese beiden Rollen, schreiben den Text (verantwortlich dafür ist Petra Höfler) und überbringen seit 2018 persönlich mit einer Audienz bei Oberbürgermeister und Bürgermeister das Narrenblatt druckfrisch am Mittwoch vor dem Schmotzige Dunschtig. Nach fast 90 Jahren wurde das alte Bärbili und Märbili Logo im Jahre 2022 durch ein auf die beiden Tratschweiber zugeschnittenes neues Logo, karikiert von Susanne Seidel-Buri, ersetzt.

Die folgenden Seiten des Narrenblattes ergeben sich aus Donaueschinger Possen, bevor der Stadtteil Allmendshofen und Aufen das Narrenblatt mit Beiträgen aus diesen Gemeinden vervollständigt. Die letzte Seite des Narrenblattes wird traditionell als Inserate gestaltet.

Im Jubiläumsjahr 2024 erschien das Narrenblatt erstmalig mit 6 farbigen Seiten und zum Preis von 5,-€, was den Redakteuren mehr Gestaltungsfreiraum mit Bildern, Photos und kolorierten Zeichnungen bietet.

Narrenblatt heute

Am Dreikönigstag, mit der Eröffnung der Donaueschinger Fasnet, wird der Narrenblattbriefkasten am Hanselbrunnen aufgehängt. Auch in Aufen im Uffheim, Café Reiter und im Allmendshofener Rathaus hängen Narrenblattkästen die bestückt werden wollen. Mittlerweile ist aber auch das digitale Zeitalter eingezogen und Einsendungen sind auch unter

narrenblatt@narrenzunft-frohsinn.de das ganze Jahr über möglich. Anonyme Beiträge werden aber nicht in das Narrenblatt übernommen.

Eine Narrenblattkommission unter Leitung des Narrenvaters verarbeitet die Beiträge und schreibt die Geschichten. Nach einigen Sitzungen und Narrenblattschorle ist dann das Narrenblatt druckreif und die Beiträge werden an die Druckerei übermittelt.

In früheren Zeiten waren die Narrenblattsitzungen streng geheim und niemand durfte wissen, wer zu dem Gremium gehört. Die Sitzungen fanden im Hirschen unter strengster Geheimhaltung im Nebenzimmer statt, und es durfte ja niemand nach der Sitzung direkt an den Stammtisch gehen, sondern es musste der Hinterausgang benutzt werden.

Heute ist das anders, nur was im kommenden Narrenblatt erscheint, ist geheim bis zur Herausgabe der Narrenzeitung.

Unsere Künstlerin Susanne Seidel-Buri bereichert seit 1968 mit tollen Illustrationen und Karikaturen unser Narrenblatt – und das immer für Gottes Lohn. Welcher Künstler würde das heute noch machen? Deshalb widmete das Team-Narrenblatt im 150jährigen Jubiläumsjahr 2025 Susanne Seidel-Buri eine Ausstellung mit ihren Werken.

Seit 2013 sind auch Zeichnungen von Jens Kistenbrügger dabei.

Weitere unterstützende Zeichner waren Hajo Herbst, Anita Maier und Helmut Ebel.

In Kontakt mit Frau Rüth vom Archiv der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzünfte in Bad-Dürrheim konnten wir erfahren, dass unser Narrenblatt der Narrenzunft Frohsinn 1853 das älteste Narrenblatt in der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet ist. Die großen Zünfte Villingen und Rottweil, welche ein älteres Gründungsdatum haben, brachten erst viel später ein Narrenblatt heraus.

Auf Grund dieser Bedeutung wird unser Narrenblatt in ein Projekt der VSAN zur Mikrofilmdokumentation des Kulturguts Karneval und Schwäbisch-alemannische Fasnet aufgenommen und in Spezialbehältern im Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland im Barbarastollen bei Freiburg eingelagert und die Mindesthaltbarkeit auf ca. 500 Jahre garantiert.

Quellen:

  • Laudatio von THOMAS BINDER, Aufen, anläßlich des 150jährigen Jubiläums des Narrenblattes
  • Narrenchronik der Stadt Donaueschingen, Herausgegeben von der Narrenzunft Frohsinn 1853, RUDI SCHLATTER
  • Fürstlich Fürstenbergisches Archiv Donaueschingen,  DR. MARTIN
  • Zusammengefasst und bearbeitet von Lucia Fricker, Februar 2025